Wer Familienforschung betreibt, der wird früher oder später meist auf Kriegsopfer innerhalb seiner Familie stoßen und sich vielleicht auch die Frage stellen, wie es den eigenen (männlichen) Vorfahren in den Weltkriegen ergangen ist.
Im 2. Weltkrieg gefallen ist mein Urgroßonkel Alfons Grave, ein Bruder meiner Oma väterlicherseits. Ich hatte aus einer Chronik die jemand vor vielen Jahren erarbeitet hat die Information, dass dieser im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Ich begab mich auf die Suche, ob hier noch weitere Informationen herauszubekommen sind und so landete ich bei meiner Internetrecherche beim Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. und fand dort folgende Informationen:
Todes-/Vermisstendatum: 01.01.1945
Todes-/Vermisstenort: Warschau/Narew Brückenkopf
Außerdem fand ich über das Deutsche Rote Kreuz eine Vermisstenbildliste, aus der ich entnehmen konnte, dass mein Großonkel Berufssoldat war, und auch der Dienstgrad „Zugwm.“ war dort angegeben.
Natürlich reichte mir das nicht und ich wollte versuchen, noch mehr herauszufinden, und so stellte ich einen Anfrage bei der WASt (Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht – heute Abteilung PA im Bundesarchiv). Nach einer (nicht unüblichen) langen Wartezeit kam eine recht knappe Antwort, dass Alfons Grave dort letztmalig mit einer Meldung vom 01.03.1944 erfasst sei, hierbei wurde auch die Einheit angegeben. Da aus dieser Auskunft für mich nicht ganz ersichtlich war, ob es dort vielleicht doch noch weitere Informationen gibt, habe ich noch einmal nachgehakt. Es kam lange Zeit keine weitere Rückmeldung, bis eines Tages eine E-Mail kam, in der mir Karteikarten übersandt wurden.
Während des Wartens auf Antwort von der WASt bekam ich irgendwann von Forscherfreunden den Tipp, beim Deuten Roten Kreuz nachzufragen, ob seinerzeit ein Gutachten zu dem Vermissten gemacht wurde. Dies habe ich natürlich gemacht und nachdem ich auch hier lange Zeit nichts hörte, kam eines Tages ein Brief, aus dem sich ergibt, dass der Suchauftrag beim Deutschen Roten Kreuz seit 1947 besteht, diese Anfrage hatte seinerzeit eine Schwester von Alfons gemacht. 1950 wurde der Suchauftrag vom Bruder erneuert. Aber alle Bemühungen, das Schicksal meines Großonkels zu klären blieben erfolglos. Der Suchauftrag wurde 1978 mit einem DRK-Gutachten vorläufig abgeschlossen, eine Kopie dieses Gutachtens wurde mir übersandt. Alfons Grave gehört weiter zu den Menschen, die verschollen sind und deren Schicksal ungeklärt ist.
Auf Veranlassung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurden der Name und die persönlichen Daten meines Großonkels im Gedenkbuch des Friedhofes Pulawy verzeichnet.
Aus dem Gutachten erfahre ich, dass Alfons mit hoher Wahrscheinlichkeit bei Kämpfen, die in der zweiten Januarhälfte 1945 während des Rückzuges aus Polen geführt wurden, gefallen ist. Eine ausführliche Begründung dazu gibt es ebenfalls.
Lt. Gutachten gibt es keine Hinweise, dass Alfons in Gefangenschaft geriet.
Seinen Ursprung hat der Volkstrauertag im Ersten Weltkrieg.
Meine Vorfahren, die nach meiner Kenntnis in den Ersten Weltkrieg gezogen sind, waren mein Opa Stratmann und mein Uropa Kolhoff.
Zu meinem Uropa Josef Kolhoff finden sich Angaben in dem Buch „Essen/ Oldb. Im Weltkrieg“ von Johanna Kröger (1930).
Hier erfahre ich, dass dieser aktiv von „97-99 als Ers.-Rekrut bei der 11./91 in Oldenburg“ diente und am 17.8.14 bei „der 4./Ldst. Batl. 2 Oldenburg in Aurich“ eintrat. Es werden einzelne Stationen im Ersten Weltkrieg genannt; am 7.12.18 wurde mein Uropa nach Stapelfeld entlassen.
Auch mein Opa Stratmann diente im Ersten Weltkrieg, zu ihm habe ich aber diesbezüglich keine weiteren Informationen, außer dass dieser in den Verlustlisten, die durch den Verein für Computergenealogie indexiert wurden, zu finden ist, mit der Angabe „leicht verletzt“. Innerhalb meiner Familie wurde mir erzählt, dass es sich um einen Lungensteckschuss gehandelt hat.
Natürlich habe ich auch zu meinem Opa Stratmann eine Anfrage bei der WASt gemacht. Nach 2 Jahren Wartezeit erhielt ich von dort eine Auskunft, die leider nicht allzu viel hergibt. Es gibt Angaben zur Erkennungsmarke und dem Truppenteil im September 1939: 2. Kompanie Baubataillon 226, Entlassung am 28.09.1939. Ein Grund ist nicht angegeben, er war Landwirt, möglicherweise hat es damit zu tun gehabt.
Es gibt noch eine Angabe zu einer Kriegsgefangenschaft, aufgeführt mit dem Datum 03.09.1946; dort steht „keine Unterlagen – von einer britischen Entlassungsstelle registriert“.
Weitere Aufzeichnungen bei der WASt liegen nicht vor.
Zusammen mit der Anfrage zu meinem Opa habe ich auch eine Anfrage zu meinem Großonkel Gerd Stratmann gestellt. Auch hierzu erhielt ich eine Auskunft und auch hier ist die Erkennungsmarke aufgeführt, Truppenteile lt. Meldungen 1940 und 1941 (1. Kompanie Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 20 Standort Bremen, Abgang zur Heeres-Entlassungsstelle 3/X Bremen). Außerdem aufgeführt sind 3 Lazarettaufenthalte im Zeitraum Januar bis März 1941, Onkel Gerd war an Tuberkulose erkrankt und wurde am 16.05.1941 dienstunfähig entlassen.
Und auch zu meinen Opa Otten habe ich eine Anfrage gestartet, auch hier musste ich 2 Jahre auf eine Antwort warten. Erstmals ist mein Opa Otten mit einer Meldung vom 05.07.1940 mit der Einheit 2. Kompanie Landesschützen-Ersatz Bataillon I erfasst. Auch hier erfahre wieder die Erkennungsmarke.
Weiter gibt es zu meinem Opa eine Meldung vom 31.08.1940, 2. Kompanie Landesschützen-Ersatz-Bataillon I, Mohrungen. Letztmalig ist er am 05.10.1944 als Angehöriger der Einheit Sanitätskompanie 227 aufgeführt.
Zur Kriegsgefangenschaft, aus der mein Opa Ende 1945 zurückkehrte, ist dort leider nichts genannt.
Bislang habe ich mich noch nicht intensiver mit diesen Auskünften befasst, mir ist auch noch nicht klar, ob ich über diese Infos vielleicht noch weiteres herausfinden kann. Dies werde ich mir aber nun auf meine To-do-Liste für 2021 setzen und es wird sich zeigen, ob ich hier demnächst noch weiteres dazu berichten kann.
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